Ursula Hierholzer • Malerei
Inhalt
Ausschnitt aus der Eröffnungsrede zur Einzelausstellung „Natur im Licht“

Orangerie des Botanischen Gartens der Universität Münster

[...] In Ursula Hierholzers Bildern ist das Licht und die Farbe das Hauptthema. So korrespondieren z. B. Parklandschaften als Rotkontraste mit Blau und Grün unter einem leichten schwebenden Himmel. Der Aufbau des Bildes „Ortschaft“ ergibt sich durch Schichtungen: unten die grünen Felder, darüber vielleicht Häuser in Rot vor einer Waldstruktur. Ein Himmelsband, das sich im Hintergrund gelb abhebt und zu leuchten scheint, wurde durch das Auftragen von Lasuren erzeugt. Man ist geneigt, eine impressionistische Malweise zu erkennen, wo die Formen und Farben nicht so dargestellt werden, wie sie vermeintlich sind, sondern so, wie die Künstlerin sie im alles verändernden Licht sieht: als ein aufblitzendes und verschwindendes Licht, als Bewegung der Luft, als Erschütterung des Körpers. Zugleich hebt sich aber auch in dieser Konzentration des Lichts das historische Beleuchtungsprinzip im Sinne etwa eines Caravaggios auf. Die Schatten versinken, die Bildwelt wird zu einer Lichterscheinung des Naturlichts.

Ortschaft

[...] Ursula Hierholzer geht es nicht um eine eindeutige räumliche Gliederung, die im Ausschnitt des Bildes komponiert wird. Es geht nicht um die Einsichten in das Verhältnis von Bild und Natur, wie etwa in der historischen Landschaftsmalerei. Was sie in der Natur sieht, ist nicht das Faktische, sondern das Wirkende: das Licht, seine Dichte und Transparenz, sein Strahlen, in dem sich die Dinge aufzulösen scheinen, die Farbe ohne Formwert, die vielschichtig Anklänge an die Natur evoziert. Natur wird zu einem Ereignis des Auges. Das Sehen und seine Reflexion wird für die Künstlerin zum Kulminationspunkt ihres malerischen Schaffens.

Um noch einmal mit den Worten Schellings zu sprechen: „Die Lage des Künstlers gegen die Natur sollte oft durch den Ausspruch klar gemacht werden, dass die Kunst, um diese zu sein, sich erst von der Natur entfernen müsse, und nur in der letzten Vollendung zu ihr zurückkehre.“

Ein Teil des Gedichtes „Singendes Blau“ von Hans Arp erscheint dabei fast wie ein Credo der Künstlerin:

„Es klingt
es rauscht
es hallt
es widerhallt
es sprüht
es duftet
und wird andächtig singendes Blau.
Das Blau verblüht zu Licht.“

 Michael Wessing, Kunsthistoriker, Münster